Ablauf von VisionWalk

Der Ablauf von VisionWalk findet in verschiedenen Phasen statt:

1. Wo stehe ich, für welches Thema möchte ich gehen?
Manchmal liegt das Thema auf der Hand. Eine neue Lebensphase steht an, etwas soll verabschiedet werden, die Kraft für etwas Neues soll gefunden werden oder ein Lernschritt integriert werden.
Bei allgemeinen Gefühlen von Verwirrung und Stillstand oder zu verkopftem Herangehen kann Ich den VisionWalk auch nutzen, um das derzeit wichtigste Thema, die wichtigste Frage überhaupt erst zu finden.
Zur Klärung des Anliegens können zyklische Lebensmodelle wie das Medizinrad, die Heldenreise oder andere hilfreich sei. Wo stehe ich, wo stecke ich vielleicht fest, wohin sollte die Reise vielleicht eigentlich gehen? Welche Fragen sind für meine Lebensphase, mein Alter, meine Persönlichkeitsentwicklung vielleicht typisch und hilfreich?

2. Formulierung der VisionWalk-Aufgabe
Für die Aufgabenstellung und Formulierung können sie sich Inspiration bei meinem Kartenset holen oder eine eigene Variante entwickeln.

3. Zeit, Ort und Ablauf planen
Für einen VisionWalk sollten sie sich mindestens 45 Minuten Zeit nehmen, besser sind 1,5 bis 2 Stunden. Je nach Zielsetzung kann auch ein halber oder ganzer Tag Sinn machen. Sorgen sie je nach Dauer, Wetter und Ort für passende Kleidung und treffen Sie evtl. weitere Vorkehrungen (Kompass, Wasser bei warmen Wetter, Notfallhandy, Person zu Hause die Bescheid weiß...). Gehen sie keinesfalls unnötige Risiken ein, der VisionWalk lebt nicht vom Adrenalinkick! Suchen Sie nach Möglichkeit einen menschenleeren Ort in der Natur auf, zur Not tut es aber auch der Garten oder der Stadtpark. Essen oder der Aufenthalt in überdachten Räumen wird für die Zeit des VisionWalk vermieden, ebenso das Gespräch mit anderen Personen.

4. Der VisionWalk
Streunen sie zunächst ein bisschen ziellos herum. Suchen oder bauen sie sich (aus Naturmaterialien) eine "Schwelle" in der Natur. Mit dem Überschreiten der Schwelle tritt man sozusagen in einen rituellen, magischen Raum ein. Werden Sie sich hier noch einmal ihres Themas gewahr.
Gehen Sie danach langsam und achtsam umher, lassen Sie sich treiben, spüren Sie mit allen Sinnen. Es geht nicht um das Zurücklegen großer Strecken, auch auf 50 m können sich bereits innere Universen erstrecken!
Kehren Sie dann, nachdem Sie ihre Erfahrungen gemacht haben, wieder über die Schwelle zurück, bauen diese ggf. ab und treten Sie den Rückweg an. Nehmen sie nur wenn es die Aufgabe erfordert Gegenstände aus der Natur mit (z.b. als Kraftsymbol), beachten Sie dabei Regeln zum Naturschutz, und hinterlassen Sie den Ort möglichst so, wie sie ihn vorgefunden haben.

5. Nachbereitung
Nun geht es darum, das Erlebte zu reflektieren, zu teilen, zu würdigen und zu integrieren.
Im VisionWalk übernehme ich dafür eine Technik, die bereits aus dem VisionQuest bekannt ist, das sogenannte "Spiegeln".
Am einfachsten geht das Spiegeln mit einer zweiten Person. Das kann jede vorurteilsfreie, wohlwollende Person sein, natürlich auch der Coach, die Therapeutin oder andere Gruppenteilnehmer.
In einem möglichst knappen Zeitrahmen berichten Sie nun der anderen Person, was sie erlebt haben. Es reichen 5 Minuten für einen normalen VisionWalk, für einen halben oder ganzen Tag dürfen es auch 10 Minuten sein. Halten sie sich an diese Zeitvorgabe, das bringt die Dinge wirkungsvoll auf den Punkt (Wecker, Stoppuhr?)! Lassen sie sich darauf ein, sich selbst zu überraschen, was ihnen in dieser Zeit wesentlich erscheint, was erzählt werden möchte - der Rest bleibt eben ungesagt.
Das Gegenüber spiegelt diese Geschichte nun in der sprachlichen Form von: "Ich habe die Geschichte einer Frau/eines Mannes gehört, der /die das gemacht, getan, erlebt hat. Danach hat die Frau/der Mann..". Man redet also so wie über eine dritte Person. Dies ermöglicht einen inneren Abstand, der beiden Beteiligten den eigenen Raum lässt und nicht persönlich angreifend wird.
Als Spiegelnde/r sollte man nicht die eigenen Interpretationen einfließen lassen und auch nichts kritisieren oder bewerten, sondern sich an das Gehörte halten. Machen sie sich vorweg ruhig kurze Stichpunkte, während sie sich die Geschichte berichten lassen. Wenn ihnen eine besonders wichtig erscheinende eigene Idee dazu durch den Kopf geht, die sie unbedingt mitteilen möchten, kleiden Sie sie in eine Ich-Botschaft wie beispielsweise "...und ich habe mich gefragt, was die Frau wohl dazu bewogen hat.....". Besonderes Gewicht liegt auf wertschätzender nichtwertender Empathie durch den Spiegelnden. Manchmal macht es Sinn, auch Phänomene der Umgebung, die während des Spiegelns auftreten, mit zu benennen. Zum Beispiel so: "Und während der Mann von seinem inneren Konflikt berichtet, kämpfen gerade die beiden jungen Katzen neben uns miteinander..."
Nach dem Spiegeln wird das Erlebte zunächst nicht weiter besprochen oder kommentiert, auch nicht durch Gruppenteilnehmer oder weitere Personen und bleibt so bei der betroffenen Person. Natürlich können später im weiteren Prozess Dinge aufgegriffen werden, doch am besten mit zeitlichem Abstand.

Wenn sie keine Person zum Spiegeln haben, schreiben Sie sich selber einen Brief, eine Email, in der sie ihre Erlebnisse berichten. Lassen sie dann etwas Zeit verstreichen und spiegeln sie dieser Frau/ diesem Mann (der sie selbst sind), die Geschichte schriftlich zurück. Lassen sie sich wiederum etwas Zeit und lesen sie aufmerksam, was für eine Geschichte ihnen gespiegelt wurde. Was fällt ihnen auf?